oder der Coronahund sagt zum Abschied leise 'servus'
Was, wenn wir eine Gesellschaft nicht mehr ertragen?
Was, wenn uns nichts mehr hält, in dem - was wir einst Zuhause nannten?
Weil ein repressives Klima um sich greift, von dem klar ist, dass es nicht verschwinden wird.
Was, wenn viele derer, die wir Freunde nannten, begonnen haben mitzumachen, uns auszugrenzen, zu diffamieren, uns nicht mehr zu verstehen – genauso wie wir sie?
Wir wissen, dass wir hier raus müssen.
Wir wollen endlich wieder frei sein. Aber wir wissen nicht wohin.
Gunnar Kaiser vor einem Jahr
Ich blicke auf den Beginn der Coronakrise zurück
Es brauchte nur einen geeigneten Auslöser. Eine schwere Infektionswelle reichte uns als Gesellschaft, um alte Geister zu wecken. Mit Corona erreichte uns anfangs
eine wirklich schwere Infektionswelle. Und mit ihr zeitgleich eine gigantische Gesundheits- und Gesellschaftskrise. Weil wir im Gischtnebel der Coronawogen die Orientierung verloren haben und
weil wir offensichtlich nicht mehr in Lage waren, rücksichtsvoll miteinander umzugehen, sind wir aneinander geraten. Wir haben uns fürchterlich zerstritten, unser Zusammenleben geriet komplett
aus den Fugen. Und ja: Dann landeten wir im Chaos einer Täter-Opfer-Dynamik.
Ich habe viel darüber nachgedacht und mich gut informiert. Was ich bis jetzt verstanden habe, läuft auf ein Grundthema hinaus: Angst.
Ein neues Wir ist entstanden - die „Anxiety Society“
Angst zu haben ist menschlich und ganz normal. Nicht normal waren hingegen die Geschehnisse des Jahres 2020.
Und das ist mein höchst persönlicher Erklärungsversuch:
In diesem Jahr drangen alte, tief verdrängte, ganz persönliche Lebensängste bei vielen Menschen ins Bewusstsein. Diese Ängste hatten es in sich. Denn sie vermischten sich (unbewusst) mit den Krisenängsten und Bedrohungen der aktuellen Zeit, mit den Folgen des Turbokapitalismus. Wir erleben, dass die Mittelschicht wegrutscht. Sie wird abgehängt, Wohlstand bricht ein, Profitgier, Korruption, Inflation und Teuerung bedrohen immer größere Kreise der Bevölkerung. Sogar eine Schweizer Bank musste mit Steuergeldern vor dem Crash gerettet. Und jetzt auch noch Krieg. Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Welt, wie wir sie kannten, nachhaltig verändert. Als unkontrollierbar empfundene Migrationsströme überfordern die Aufnahmebereitschaft der Gesellschaft. Umwelt- und Klimakatastrophen nehmen zu, tausende Menschen demonstrieren, Straßen werden immer öfter zum Austragungsort ungelöster Probleme. Und auf einmal blinkt die Plan- und Hilflosigkeit der Politik dramatisch grell im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit.
So, oder so ähnlich könnte es sich zugetragen haben, als 2020 das Virus zu uns kam. Der Nährboden für das "Böse" war aufbereitet.
Gehorsam wurde mit Solidarität verwechselt
Nicht beruhigte Angst macht Menschen gehorsam. Das ist allgemein bekannt und nichts Neues. Totalitäre Gesellschaften funktionieren nach diesem Prinzip. Es gibt aber auch in demokratisch regierten Gesellschaften nicht wenig Individuen, die dieses Verhalten zeigen. Sie tun, was man ihnen sagt.
Darüber hinaus gibt es eine Gruppe von Menschen, die rücksichtslos agiert. „Böse“ werden Menschen unter anderem dann, wenn es ihnen nicht gelingt, ihre (Ur)Ängste in den Griff zu bekommen. Sie bedienen sich dann einer gehässigen Form von Abwehr. Ihr nicht enden wollendes Bedrohungsempfinden projizieren sie auf andere Menschen.
Auf den ersten Blick, von außen gesehen, scheinen solche Zeitgenossen okay, ganz normal. In der Coronazeit traf man sie als besonders engagierte Gesundheitsexperten, pragmatische Maßnahmenbefürworter, bedingungslose Wissenschaftsverehrer, leidenschaftliche Lebensbeschützer, moralisierende Besserwisser, Verteidiger der Demokratie usw. Natürlich sind das lauter Zuschreibungen. Schon klar, Zuschreibungen verniedlichen nur das Problem.
Aus psychologischer Sicht verstecken sich hinter dem Corona-Gesundheitseifer heterogene Angstthematiken. Personen mit niedrigem Strukturniveau zwingen andere dazu, auf ihre skurrilen Abwehrreflexe Rücksicht zu nehmen. Weil sie ihre Vorstellungen von permanenter Bedrohung nicht loswerden können, sind sie ständig damit beschäftigt, ihr Stresskostüm abzustreifen. Wie sie das machen? Das tun sie, indem sie ihr alarmiertes Nervensystem im Außen bekämpfen, nicht bei sich, sondern bei den anderen. Diesen Abwehrkampf (gegen das Virus, gegen Maßnahmenkritiker) nennen sie dann - auf Vorschlag von Politik und Medien - Solidarität.
Viele haben einfach mitgemacht
Stimmt schon, wer kämpfen kann, der kann etwas tun, der ist nicht ohnmächtig, der kommt aus seinem Angst-Korsett wieder heraus. Die Frage ist nur - wie wurde gekämpft? Offen oder verdeckt? Zum Wohle aller oder auf Kosten anderer? Rücksichtslose Angstabwehr ist schäbig, sie kippt von selbst ins Wahnhafte.
Angstabwehr geschieht unbewusst, sie ist immer mit Kontaktverweigerung verbunden. Damit sie funktioniert, muss man a) Feindbilder aufbauen und b) Widersprüchlichkeiten aus dem Weg räumen. Vor allem müssen kritische Stimmen ausgeschaltet werden. Das geschah in der Coronazeit, indem man anders Denkende ausgrenzte und beleidigte. Wenn viele dabei mitmachen, wenn das in einer Gesellschaft passiert, dann entsteht mehrheitlich das Empfinden: So wie wir denken und handeln, das ist völlig normal und richtig.
Der gesellschaftliche Mainstream folgte dem Mantra: Die anderen liegen falsch. Die anderen sind böse. Reale Vorgänge wurden ignoriert. Das, was ist, die Realität wird verzerrt und geleugnet, weil es nur noch darum geht, die eigene Bedrohungsüberzeugung, die Vorstellung von Gefahr, so rasch wie möglich loszuwerden. Man merkt dann nicht mehr, wie gehässig man anderen gegenüber agiert. Echte Sinneswahrnehmung wird durch Projektion und Kontroll-Illusion ersetzt.
Der Mainstream und seine Profiteure
Auf diese Weise ist so ganz nebenbei das Produkt "Angstbeißerei" entstanden. So nenne ich ein gesellschaftliches Phänomen, das in Krisenzeiten boomt, dann - wenn Menschen sich weigern - echtes Mitgefühl zu zeigen, kritisch zu denken und Eigenverantwortung zu übernehmen. Sie tun, was eine Mainstream-Autorität vorgibt, was Politik und Medien sagen, sie machen mit. Anders Denkende werden von ihnen bedroht, geächtet, gedemütigt.
„Angstbeißerei“ ist eine üble Angst-Ablenkungstaktik. Österreichs Kurzzeitbundeskanzler Schallenberg war diesbezüglich ein beeindruckendes Vorbild. Was er getan hat, war dumm und böse. Er hat nicht eingesehen, dass es in einer Solidargemeinschaft darum geht, eine gute Zukunft für alle in Österreich lebenden Menschen zu gestalten, nicht nur für ganz bestimmte Gruppen. Impfunwillige Personen erklärte er zum absoluten Feindbild und machte damit Sündenbockpolitik. Den Weiterbestand seiner Polit-Karriere verdankt er dem Applaus vieler "Angstbeißer", der Diffamierung einer Minderheit von Menschen, die er zuvor zu Huftieren degradierte.
Die Komfortgesellschaft im Ausnahmezustand
Jetzt kann man sich das fast gar nicht mehr so richtig vorstellen, aber zu Beginn der Coronakrise war es so. Ängste sind auf einmal massenhaft aufgepoppt. Frei flottierende Ängste, eine nie zuvor gekannte Panik machte sich weltweit breit. Und dann gossen die Medien mit der TV-Ausstrahlung der Sargkolonnen aus Bergamo das sprichwörtliche Öl ins Feuer. Letztlich waren es Todesängste - aufgeladen mit der Horrorvorstellung, qualvoll ersticken zu müssen - die den Dominoeffekt auslösten. Der Ausnahmezustand war jetzt da.
In unserer einst so unbeschwerten Komfortgesellschaft erwachte ein Angstmonster. Was nun? Man hätte von der Politik und den Medien erwarten können, dass sie deeskalieren und erst mal für Beruhigung und gute Information sorgen. Das hätte geholfen. Das hätte das Vertrauen in das Erarbeiten von guten Lösungen gestärkt. Ist aber nicht passiert. Sondern das Gegenteil. In Deutschland und in Österreich wurden gezielt Ängste geschürt. Ich erspare mir die vielen Weblinks mit den Belegnachweisen. Und so wurde das Angstmonster scharf gestellt, eingefangen und dann auf ein winziges Virus losgelassen.
Kontroll-Illusionen führten uns direkt ins Chaos
Überspitzt gesagt wurde auf der politischen Ebene mit den Ängsten der Menschen so verfahren: „Wir retten euch alle, ihr sollt nicht sterben! Wir bekämpfen Gevatter Coronatod, koste es, was es wolle! Wir werden Corona besiegen" - mit diesen Kontroll-Illusionen manipulierte Österreichs Corona-Politik die Bevölkerung.
Das hatte natürlich Folgen. Die Angstabwehr der corona-gestressten Menschen wurde immer heftiger, geradezu wahnhaft. Das wiederum veranlasste die Politik zu immer autoritäreren Durchgriffen. „Koste es was es wolle". Ein Politshow-Spruch, den wir wohl alle in Erinnerung behalten werden. Die Zeit der "Prognose-Experten" war gekommen. Die Dialogverweigerung mit massnahmenkritischen Menschen brachte nicht die erhoffte Erlösung. Statt Weitsicht herrschte der virologische Tunnelblick. Hochkonjunktur hatten auch die Anhänger biomedizinischer Wissenschaftsgläubigkeit, ausgewählte Experten, die die freie Wissenschaft ins ideologische Eck zerrten, sie sonnten sich nun als Top-Berater im Rampenlicht der Politik. Auf ihren Rat hin in die Tat umgesetzt wurden Kindergarten- und Schulschließungen, strikteste Maskenpflicht, Kontaktverbote, Lockdowns, direkter und indirekter Impfzwang, Mehrfachimpfungen in Massenabfertigungshallen, Reiseverbote, Arbeitsverbote, Bestrafung von Maßnahmenkritikern, uvm.
Drei Jahre später: Welches Ergebnis haben wir heute nach all diesen „Schutzmaßnahmen“? Ein enttäuschendes, ein ernüchterndes, wird wohl man wohl sagen müssen. Viele Maßnahmen waren überzogen, sie haben mehr geschadet als genutzt. Allein das Virus blieb cool. Es mutierte von selbst in eine milde Variante. Unverhältnismäßige Null-Covid-Strategien konnten dagegen so gut wie nichts ausrichten. Ziemlich blamabel, die Lage. Sündenböcke mussten her, um das Desaster zu verschleiern, die Ungeimpften passten gut ins Konzept, man brauchte Feinde wie im Krieg.
Was war das Schlimmste am Ganzen?
Ich finde, am schlimmsten war, dass wir von ihnen aus einander dividiert worden sind. Dass das geschehen konnte, ist das eigentliche Problem. Wir wurden gespalten in die Guten und in die Bösen. Als gäbe es zwei Kategorien von Menschen. Chaos, Dummheit, Moralismus, Feindseligkeit und Hass gehören seither zum normalen gesellschaftlichen Modus. Alles ist verdreht, auf den Kopf gestellt. Kritiker sind auf einmal Leugner, Wahrheit wird zur Verschwörungstheorie, Solidarität ist jetzt Gehorsam, Selber denken bedeutet unsolidarisch sein, Grundrechte sind jetzt Privilegien, Hinterfragen bedeutet asoziales Verhalten, Realisten sind Verweigerer, Zensur nennt man jetzt Faktencheck, Denunzianten sind seit zwei Jahren unsere Beschützer, Lobbyisten sind unsere Experten usw.
Schwamm drüber! So tönt es jetzt aus allen Ecken. Jetzt ist ja alles wieder normal, und ach, so schlimm war es ja gar nicht. Aber das stimmt nicht. Was während der Coronakrise mit uns gemacht wurde, war schlimm, sehr schlimm sogar. Wer sich maßnahmenkritisch geäußert hat, wer sich gar gegen die Zwangsimpfung gewehrt hat, wurde erpresst, beruflich und sozial. Und versuche bitte niemand, der „2G“ und den "Lockdown für Ungeimpfte" nicht am eigenen Leib erlebt hat, dies zu beschönigen! Nette Menschen haben maßnahmenkritische Menschen auf einmal wie Aussätzige behandelt. Sie wurden belächelt, verfolgt, bedroht, mundtot gemacht, geächtet, gedemütigt, angezeigt, ihrer Existenz beraubt – und all das unter tatkräftiger Mithilfe der Medien.
Evidenzfreie Panikmache zerlegte unseren Rechtsstaat
Viele hoffen und glauben vielleicht, dass diejenigen, die heute das Sagen in Politik und Gesellschaft haben, die, die das Weltgeschehen lenken, die tun schon das Richtige. Sie hören auf die richtigen Experten aus Medizin und Wissenschaft. Und sie meinen es ja gut mit uns. Das glaube ich definitiv nicht. Ich halte sie für Täter, für Trauma-Täter. Der Zusatz "Trauma" ist keine Entschuldigung, aber eine Erklärung für ihre Unfähigkeit, zu sehen, was sie angerichtet haben. Wenn politische und ökonomische Eliten skrupellos ihre Agenda vorantreiben, von verängstigten Menschen einseitig Solidarität einfordern, konformes Verhalten mit Gewalt erzwingen, Wissenschaft und Medizin für ihre Zwecke missbrauchen, das eigene Versagen vertuschen, um sich dann gönnerhaft als Retter aufzuspielen, dann ist das weder normal noch gesund. Es ist kriminell und krank.
Der gesellschaftliche Mainstream kann oder will diese Realität (noch) nicht sehen. Wissenwollen oder Nichtwissenwollen. An diesem Punkt stehen wir. Diese Ausgangslage macht mich nicht gerade optimistisch für eine unvoreingenommene Aufarbeitungsphase, die kommen muss, auch in Österreich, denn der Teppich, unter den der Corona-Mist jetzt gekehrt wird, ist riesengroß. Da hat viel Platz.
Was hindert die Aufarbeitung?
Ein Blick nach Deutschland zeigt, wie dort die Aufarbeitung gehandhabt wird. Hardliner der Lockdown-Politik wie Karl Lauterbach, Jens Spahn, Lothar Wieler und Christian Drosten sind nun auch wie bei uns in Österreich der Auffassung, Schulschließungen seien unnötig gewesen. Selbst den Ethikrat haben Bedenken erreicht: Besonders Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen seien Gesellschaft und Politik vieles schuldig geblieben, beklagt nebulös die Vorsitzende Prof. Alena Buyx. Die Skepsis bleibt dennoch. Es wird vermieden, die Aushebelung einer freien, egalitären und solidarischen Bürgergesellschaft durch Grenzschließungen, Lockdowns, Demonstrationsverbote, Eltern-Entrechtung, indirekte oder partiell direkte Impfpflichten und Verfolgung von Maßnahmenkritikern als Irrweg zu benennen. Die Rechtsverletzungen bei der Zulassung der Covid-Impfstoffe werden aus der Diskussion herausgelassen. Die Frage, wie es möglich war, dass dies alles bei Medien, „Experten“ und Bevölkerung nicht auf nennenswerte Opposition gestoßen ist, wird umgangen.
Wie geht Versöhnung?
Trotzdem. Irgendwann müssen wir uns wieder die Hände reichen. Weil wir Menschen sind. Versöhnung ist etwas Erstrebenswertes. Sie ist auch erreichbar. Versöhnung kann gelingen, wenn diejenigen, die andere Menschen geschädigt haben, auch wirklich einsehen, dass sie schlimme Fehler gemacht haben. Ich wünsche allen Verantwortlichen, dass sie diese menschliche Größe aufbringen können. Denn dann erst können sie sich von der Illusion verabschieden, sie seien unsere Retter gewesen. Schaffen sie das, und das ist wirklich eine große Herausforderung, dann wird es ihnen nicht schwer fallen, sich bei den Geschädigten zu entschuldigen und ein Wiedergutmachungsangebot zu machen. Natürlich wird das auch etwas kosten. Aber es würde heilsam sein und all jene rehabilitieren und versöhnen, die diskriminiert, erpresst und schikaniert worden sind. Einfach nur ein bisschen die Vergangenheit umdeuten und schlimme Dinge kleinreden - das wird nicht funktionieren. Scheinheilige Lippenbekenntnisse werden keine Versöhnung bringen. Politik und Medien haben jetzt ihre Chance.