Jeder hat mal Angst, aber was tun bei Panikattacken?
Das ist eine erste Hilfe um den Organismus zu beruhigen.
Bei einer Panikattacke kannst du als Soforthilfe die folgenden Punkte beachten, in der angegebenen Reihenfolge. Die Tipps dienen dazu, eine akute Panikattacke zu bewältigen. Die eigentlichen Ursachen der Panik sind damit aber noch nicht behoben.
Die Ursachen liegen meist tiefer. Wer schon früh in seinen kindlichen Urbedürfnissen ignoriert worden ist, merkt als Erwachsener nicht mehr so recht, was tut mir gut, was schadet mir. Diese früh erworbene innere Verunsicherung bekommen wir speziell in Krisenzeiten zu spüren. Die Corona-Pandemie war so eine Krise, denn wir alle wussten nicht, wie lange das bedrohliche Chaos noch so weiter gehen wird. Die aktuelle Unsicherheit im Außen vermischt sich mit der bereits bestehenden (verdrängten) inneren Verunsicherung. Nicht die Realität ist das Problem, sondern der unangemessene und angstgesteuerte Umgang damit. Der führt bei vielen Menschen zu Impulsdurchbrüchen, überschießenden Reaktionen, zu depressiven Verstimmungen und - auch zu Panikattacken.
Wenn du Panikattacken erlebst, solltest du die Signale ernst nehmen, denn es geht um deine mentale, deine psychische Gesundheit. Panikattacken sind Weckrufe, die dich zu einer Verhaltensänderung auffordern: Kümmere dich um dich selbst! Sei mutig und hol dir Unterstützung, suche dir jemanden, der dir hilft, hinter die Kulissen deiner Panik zu schauen! Es ist wichtig, an die wahren Ursachen der Symptome heranzukommen, damit nicht nur eine kurzfristige Beruhigung an der Oberfläche stattfindet. Eine tiefgreifende Bearbeitung und Heilung braucht Zeit, Offenheit und Vertrauen. In diesem Sinne sind die hier angeführten Tipps eine erste Möglichkeit, mit Panikattacken gut umzugehen und damit schon viel wert.
· Sofort den Körper belasten: Treppen auf und ab laufen, sich kalt abduschen – auch Fäuste ballen, Joggen, Liegestützen machen
· Sich selbst abklopfen, und zwar Arme und Beine, von oben bis unten
· Still bis 5 zählen und dabei ausatmen, einatmen geht von selber
· Telefonieren, Kontakt herstellen, jemanden ansprechen, der erreichbar ist, zB die Nachbarin oder den Bäcker
· Ein Glas heißes Wasser trinken
· Schweres Essen zu sich nehmen (Kartoffeln, Fleisch, Fett).
· Sich auf den Boden setzen und mit dem Rücken an eine Wand lehnen, Knie sind angewinkelt, Fußsohlen auf dem Boden.
· Den Neocortex maximal beanspruchen, z.B. die Namen aller Pflanzen aussprechen, die du in deiner Umgebung, auf der Wiese nebenan siehst
· Sich im Raum umschauen und bewusst die Dinge und Menschen wahrnehmen.
· Wälder aufsuchen und barfuß laufen.
Generell, also unabhängig von akuten Panikattacken, sind noch folgende Punkte hilfreich. Wohlgemerkt hilfreich, denn auch diese Hinweise lösen nicht die Ursachen auf. Dabei spielt die Ernährung und körperliche Betätigung eine zentrale Rolle. In jedem Fall auf alle Aufputschmittel verzichten, Koffeein, Teein, Alkohol, usw. Essen: Alles was auf oder in der Erde wächst, gut gekocht: Pilze, Zwiebeln, Knoblauch, rote Beete, Kartoffeln, Sellerie, Rettich, Karotten, usw.
Was auch hilft ist ausreichend schlafen, Stress und Überlastung vermeiden, so gut es geht. Sport und körperliche Bewegung machen und in der Natur sein. Berge, Sonne, Wasser können kleine Wunder bewirken ... nicht zu verachten ist auch die gute alte Badewanne.
Panik-Attacken sind ein Zeichen dafür, dass man seit langer Zeit grundlegend gegen sich selbst lebt, sich zu Dingen zwingt, die man nicht will und tief verdrängte Gefühle (wie Traurigkeit/Freude, oft Wut und Hass) hochkommen und angenommen werden wollen. Oft ist bei Panikzuständen ein Körperbereich besonders spürbar, der die Gefühle festhält, z.B. der Halsbereich. Durch körperliche Belastung insbesondere in der Natur kann die starke Übererregung, die einst lebensbedrohlich war oder aus als lebensbedrohlich empfundenen Umständen entstanden ist, vorerst mal kanalisiert werden. Dadurch realisiert das Nervensystem, dass heute gar keine Gefahr mehr besteht und somit wird der Raum grundsätzlich dafür frei, diese tiefen Gefühle erfahren zu können. Kommt es zu diesem Durchfluss löst sich nicht immer, aber meistens die Panik auf, denn sie wird als Schutz nicht mehr gebraucht. Eine Panik-Attacke bedeutet letztlich immer, dass Gefühle von solcher Tiefe und Intensität aufsteigen wollen, dass die Ich-Struktur bedroht ist. Die Verursacher sind wie bereits gesagt meist grundlegende Emotionen aus den Beziehungskonstellationen der ersten Lebensjahre, aus dem Kontakt mit den Eltern. Um zu überleben mussten sie abgespalten werden.
Durch die oben beschriebenen Anbindungsvorgänge, wie die Aktivierung des Körpers, die Kontaktaufnahme mit Personen oder die Bewegung in der Natur kommt es zu einer Entspannung und zur Beruhigung des Organismus. Wichtig dabei: Nur du selbst kannst herausfinden, was konkret dir guttut und was nicht. Probier es aus! Nicht immer ist eine vorgeschlagene Maßnahme das Richtige, nicht immer sind es beispielsweise die zwischenmenschlichen Kontakte, die dich stabilisieren. Du selber merkst aber, was dir hilft. Darauf kannst du dich verlassen. Wenn du dem folgst, dann erweitert sich dein Ich-Erleben und wird klarer. Dann werden weniger Überlebensstrategien notwendig und du musst dich nicht weiter spalten. Das Nervensystem kommt zur Ruhe und erfährt mehr Sicherheit und Geborgenheit in sich selbst. Manchmal kann man dabei erfahren, dass die Emotionen die durch die Panik verdeckt wurden, an sich heute gar keine reale Gefahr mehr darstellen.
Es kann also sein, dass du feststellst, dass hinter deiner Panikattacke nichts weiter ist als tiefe Traurigkeit verborgen ist. In der frühen Kindheit konnten diese gewaltigen Erlebnisräume nicht gehalten werden, sie mussten darum ausgeblendet und abgespalten werden. Aber heute als erwachsene Person mit einem ausgereiften Nervensystem und einer lernfähigen Psyche stellen diese Gefühle keine echte Gefahr mehr da. Im Gegenteil, das Ausdrücken von authentischen Gefühlen wird als zutiefst lebendig, erweiternd und heilsam erfahren. Innere Ruhe und Erleichterung sind die Folge.